Hinterm Tresen
2022 
Installation, Öl auf Leinwand, Holz

Holz, Öl auf Leinwand Tropfend, fließend, sich wölbend formieren sich Rot- und Gelbtöne zu feucht anmutenden Höhlen, organischen Gebilden, Rinnsalen und Pfropfen. In den abstrakten Formen meint man eine Niere erkennen zu können, eine Gebärmutter oder die Innenseite eines Ohres und dazu kommt Blut, Schleim, Sekret. 
Unser Körper funktioniert durch permanent ablaufende Prozesse, welche unserem Auge jedoch verborgen bleiben. Lediglich an den Schwellen, an den Schleusen von Innen nach Außen, den Körper-öffnungen, werden wir des feuchten Milieus im Inneren gewahr. Anne Meerpohl ist fasziniert von inner-körperlichen Abläufen und ihren formalen Ausprägungen – nicht aus biologischen, sondern aus ästhetischen und politischen Gründen. Ist es nicht interessant, dass wir von innen (fast) genau gleich aussehen, egal welches Geschlecht man hat? Ihre Leinwandarbeiten funktionieren als Objekte im Raum. Auffällig ist, dass sich die Rahmen, die die Künstlerin selbst herstellt, dynamisch in den Raum wölben. Eine feministische Gegenerzählung zum rechteckigen Format des einst männlichen Malerei-Genres. Am Fenster positioniert, scheint der darunterliegende Rahmen mit seinen dynamischen Aussparungen durch, erneut tritt hier Inneres und Äußeres zeitgleich zutage. Manchmal wird die Leinwand vom Rahmen gelöst und auf dem Boden liegend präsentiert, wie eine Haut, die vom Körper abgefallen ist. In diesem Fall wirkt der nackte Rahmen dann wie eine Mischung aus Leib und Knochengerüst. 
Meerpohl, die auch Mitbegründerin des feministischen Kollektivs CAKE&CASH ist, forscht in ihrer Arbeit zur Fluidität von Körpern und setzt sich künstlerisch mit Körperpolitik, Geschlechterkonstruktionen und Machtverhältnissen in der Kunstgeschichte auseinander. 
- Christiane Opitz, Nominees 2023, Kunsthaus Hamburg
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